Ein Stück Kino- und Stadtgeschichte ist zurück: Der historische Leuchtschriftzug des Offenbacher ‚Universum‘-Kinos hängt wieder im öffentlichen Raum. Ardi Goldman, Frankfurter Immobilienentwickler und leidenschaftlicher Cineast, hat das Wahrzeichen nach fast zwei Jahrzehnten wiederentdeckt.
Glanzzeit in Offenbach
Als das „Universum“ 1956 in der Kaiserstraße 55 eröffnete, setzte es neue Maßstäbe. Die Brüder Paul und Wilhelm Merle hatten in nur einem Jahr eines der modernsten Lichtspielhäuser der Region geschaffen: über 700 Plätze, Klimaanlage, wassergekühlte Projektoren und eine stufenlos verstellbare Leinwand. Über dem Eingang strahlte der Schriftzug in leuchtend gelber Schreibschrift – 73 Zentimeter hoch und sechs Meter breit, weithin sichtbar. Internationale Stars wie Rock Hudson und Charlton Heston kamen eigens nach Offenbach, um ihre Filme vorzustellen. Spätestens ab 1966, als das Universum zum Erstaufführungskino wurde, war es kultureller Mittelpunkt der Stadt.
Niedergang und Verlust
Doch die Kinolandschaft veränderte sich. 1991 fiel der letzte Vorhang, es folgten Leerstand, Streitigkeiten unter den Eigentümern und strenge Auflagen. Ardi Goldman versuchte damals, das Gebäude zu erwerben und das Kino zu erhalten – vergeblich. Sein Blick richtete sich auf das letzte sichtbare Symbol: den Schriftzug. Immer wieder unternahm er Anläufe, ihn zu retten. Selbst 2008, als der Umbau zum Supermarkt begann, suchte er noch nach einer Möglichkeit. Doch dann war das Wahrzeichen plötzlich verschwunden – und schien für immer verloren.
Die überraschende Wiederentdeckung
Fast zwei Jahrzehnte blieb der Schriftzug verschollen. Dann die unerwartete Wendung: Goldmans Garagist berichtete ihm von einem Freund in Berlin, der die historischen Lettern besaß und verkaufen wollte. Nach 17 Jahren konnte Goldman endlich zugreifen. „Es war, als bekäme ich ein Stück Kinogeschichte zurück, das ich nie aus dem Herzen verloren hatte – was lange währt, wird endlich gut“, sagt er heute.
Rückkehr ins Licht
Nun hängt der Universum-Schriftzug wieder im öffentlichen Raum – diesmal nicht in Offenbach, sondern in Frankfurt am Main. Im Rahmen des neuen Museum und Gedenkstätte Projekt- Die Kunst der Unionität- Topographie der Hoffnung.Auf dem Union-Gelände an der Hanauer Landstraße 189–198 hat Ardi Goldman ihn für alle sichtbar angebracht. Für ihn ist es weit mehr als ein Fundstück vergangener Tage: eine Hommage an die große Zeit des Kinos und zugleich ein Zeichen für eine Leidenschaft, die ihn seit seiner Jugend begleitet – die Liebe zum Film.