Martincourt-sur-Meuse, ein beschauliches Dorf im Département Meuse, birgt eine bewegte Geschichte, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Eine der markantesten Episoden ereignete sich während des Zweiten Weltkriegs, als das Dorf nahezu vollständig zerstört wurde. Besonders tragisch war der Verlust der 1922 erbauten Maas-Brücke, deren Brückenköpfe von vier beeindruckenden Statuen geschmückt wurden.
Die Vier Statuen
Im Jahr 1923, während eines Aufenthalts in Martincourt und Verdun, schuf ein unbekannter Künstler vier Statuen, die die Brückenköpfe der Maas-Brücke zierten. Diese Kunstwerke trugen die Namen “Sorge”, “Liebe”, “Glaube” und “Freude” und symbolisierten zentrale menschliche Emotionen und Tugenden. Sie wurden schnell zu Wahrzeichen des Dorfes und zogen zahlreiche Bewunderer an.
Zerstörung im Krieg und Rettung der “Sorge”
Mit dem Vorrücken der alliierten Streitkräfte im Jahr 1945 beschlossen die sich zurückziehenden deutschen Truppen, die Brücke zu sprengen, um den Vormarsch zu verzögern. Bei dieser Aktion wurden drei der vier Statuen – “Liebe”, “Glaube” und “Freude” – unwiederbringlich zerstört. Dank des vorausschauenden Handelns des örtlichen Priesters konnte die Statue der “Sorge” gerettet werden. Er ließ sie vor der Sprengung in die Kirche bringen, wo sie über Jahrzehnte hinweg verblieb und als stiller Zeuge der bewegten Geschichte des Dorfes diente.
Wiederentdeckung durch Ardi Goldman
Im Jahr 1994, während einer Reise von Brüssel nach Paris, entdeckte der Frankfurter Immobilienentwickler und Kunstmäzen Ardi Goldman die Statue der “Sorge” in der Dorfkirche von Martincourt-sur-Meuse. Tief berührt von ihrer Geschichte und Bedeutung, erwarb er die Skulptur und integrierte sie in seinen Skulpturenpark auf dem UNION-Gelände im Frankfurter Ostend. Dort steht sie seither als zentrales Element und erinnert die Besucher an die Vergänglichkeit des Krieges und die Beständigkeit der Kunst. 
Das UNION-Gelände: Ein Zentrum für Kunst und Kultur
Das UNION-Gelände, einst Standort der UNION-Brauerei von 1910, wurde von Ardi Goldman zu einem lebendigen Zentrum für Kultur und Kommerz umgestaltet. Rund um eine zentrale Piazza mit alten Kastanienbäumen gruppieren sich 15 Gebäude, die eine Mischung aus historischen und modernen Architekturen darstellen. Neben Ateliers, Shops und Loftraum-Büros beherbergt das Gelände diverse gastronomische Betriebe und dient als Plattform für vielfältige Kunstprojekte. Die Integration der „Sorge“-Statue in diesen Kontext unterstreicht Goldmans Engagement, Kunst im öffentlichen Raum zugänglich zu machen und historische Erinnerungen lebendig zu halten.
Fazit
Die Reise der „Sorge“-Statue von Martincourt-sur-Meuse nach Frankfurt am Main erzählt eine bewegende Geschichte von Verlust, Rettung und Wiederentdeckung. Sie steht als Symbol für die zerstörerischen Auswirkungen des Krieges und die heilende Kraft der Kunst, die Generationen und Grenzen überschreitet.