Im Schatten der sieben Goldman-Kastanien auf dem Frankfurter Union-Gelände liegt ein Ensemble, das sich kaum aufdrängt und doch tief berührt: Neunzehn Meeresfindlinge – ein großer und achtzehn kleine – versammelt zu einer stillen Bodeninstallation. Ihre Herkunft: die Weltmeere. Ihre Geschichte: sedimentär, uralt, geformt durch Wasser, Druck und Zeit.
„Sie wurden nicht geschaffen – sie sind geworden.“
Auffällig an diesen Steinen sind die natürlich entstandenen Öffnungen in ihrer Mitte. Es sind Herzöffnungen – geologisch betrachtet das Ergebnis jahrtausendelanger Auswaschungen durch Wasser, Salz und Sand. Doch über das Sichtbare hinaus laden sie zur Deutung ein: als Zeichen von Durchlässigkeit, als Symbole einer Kraft, die nicht zerstört, sondern verwandelt.
Die weiße Farbe vieler der Findlinge – eine helle Patina der Meere – kontrastiert bewusst mit dem dunkleren Erdreich, in das sie gebettet sind. Ihre Platzierung unter den Bäumen schafft einen geschützten, fast kultischen Raum. Die Kastanien selbst – gepflanzt als eine lebendige Architektur aus Erinnerung und Zukunft – rahmen die Installation wie eine natürliche Kapelle.
„Was hart war, wurde weich. Was ganz war, wurde offen. Was fiel, wurde gefunden.“
Die Steine wurden nicht bearbeitet. Ardi Goldman, Sammler und Kurator des Ortes, hat sie in ihrem gewachsenen Zustand belassen. Für ihn sind sie keine Objekte, sondern Zeugen. Träger von Geschichten, die nicht gesprochen, sondern gespürt werden. Ein Stein kann nicht lügen. Er trägt, was war. Und lässt es offen, was noch kommt.
Diese Arbeit ist Teil des umfassenderen künstlerischen Narrativs des Union-Geländes. Inmitten von Skulpturen, Fassadenfragmenten, Versammlungsorten und Konzeptkunst wirken die Herzsteine wie ein leises Zentrum – eine Geste der Verlangsamung, des Spürens, der Verbindung von Natur und Mensch.